Es gibt ihn doch, den Direkteinstieg - Praxiskiste
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Es gibt ihn doch, den Direkteinstieg

Den üblichen Zwischenschritt auf dem Weg in die Medienbranche, das Volontariat, hat Anja Amend übersprungen. Nach ihrem Bachelor ist sie direkt in den Beruf eingestiegen. Im Interview mit Sara Jantzen erklärt sie, warum man ohne Umwege loslegen sollte.

 

Praxiskiste: Hättest du gedacht, dass das bei dir so schnell geht? Unseren Bachelor in Medienkulturwissenschaft haben wir zusammen angefangen und jetzt bist du Marketing Managerin bei einer IT-Firma, während ich noch meinen Master mache.  

Anja Amend: Nein, auf gar keinen Fall. Das war ein Glücksgriff. Meine Vorgesetzte war schwanger; sie hat mich zwei Monate lang eingelernt und ist dann gegangen. Ich musste sie vertreten. Am Anfang habe ich mir lange Gedanken gemacht, ob ich mir das zutraue, aber es hat gut geklappt.

 

Nach dem Bachelor haben wir die Wahl, ob wir weiterstudieren, ob wir einen Zwischenschritt wie ein Volontariat oder ein Traineeprogramm machen, oder ob wir direkt anfangen zu arbeiten. Wie hast du deine Entscheidung getroffen?

Bei einem Praktikum in einer Personalabteilung habe ich erfahren, dass Frauen um die 28 ungern eingestellt werden, weil sie in dem Alter Kinder bekommen. Das ist total gemein und echt unfair, aber leider Realität. Das ist einer der Gründe, warum ich gleich arbeiten wollte. Ich habe mich bei unterschiedlichen Firmen beworben; als Sales Assistant bei Big FM, als Personalassistentin in Basel, eine Traineestelle im PR-Bereich war auch dabei. Angefangen habe ich dann als Marketingassistentin bei der IT-Firma XPLM.

 

Deine Bewerbungen haben zu mehreren interessanten Angeboten und Möglichkeiten geführt. Gab es trotzdem auch Schwierigkeiten?

Ja. Es ist es momentan echt schwer, einen Einstiegsjob zu finden; die Branche ist total überlaufen. Ich habe nicht einmal einen Master. Nach einigen Vorstellungsgesprächen musste ich mir anhören: „Sie sind toll, Frau Amend. Wir haben aber jemanden mit zehn Jahren Berufserfahrung gefunden und das ist natürlich besser.“ Ich war frustriert. Außerdem wollte ich nicht das erstbeste Angebot annehmen. Big FM hat geworben mit Firmenwagen, Firmenhandy, Firmenlaptop, Partys und Stars. Ich bin nach meinem Bauchgefühl gegangen und habe mich dagegen entschieden. Im Nachhinein bin ich echt froh, dass ich mir den Vertriebsstress nicht angetan habe.

 

Braucht man für einen Marketing-Job denn kein Wirtschaftsstudium?

Doch, idealerweise schon. Mein Nebenfach europäische Ethnologie war ein Fehler – ich hätte BWL wählen sollen. Am Anfang habe ich gedacht, das würde mir zum Verhängnis. Die meisten stellen lieber jemanden ein, der BWL studiert hat und sich zusätzlich mit Medien super auskennt. Kollegen aus dem Praktikum bei der BASF haben mir zu einem MBA geraten, einem Master of Business Administration. So ein Studium ist aber meistens privat und sehr teuer. Nur durch meine praktische Erfahrung hat am Ende alles geklappt.

 

Was sind deine Tipps für den Direkteinstieg?

Selbstbewusstsein mitbringen und sich sagen: „Ich kann was. Vielleicht fehlt mir der wirtschaftliche Hintergrund, aber das restliche Knowhow bringe ich mit.“ Man muss sich natürlich schon während des Studiums dahinter setzen und selber was machen – ein Praktikum, ein eigenes Blog oder Artikel für Zeitungen und Magazine. Ich habe ein Urlaubssemester eingelegt und ein längeres Praktikum gemacht, weil ich die vorgesehenen sechs Wochen viel zu wenig fand. Selbstinitiative zeigen. Nicht bloß abwarten, bis nach dem Studium irgendwas kommt – das wäre die falsche Einstellung.

 

Wie sieht deine Arbeit jetzt aus? Was macht eine Marketing Managerin?

Ein großer Bereich ist Eventplanung. Wir sind weltweit auf vielen Messen. Wir planen Kundentage und Mitarbeiterevents wie Weihnachts- und Sommerfeste. Zuständig sind wir auch für Pressemitteilungen und Soziale Medien. Werbematerial, Flyer, Broschüren erstellen – mega viel. Dazu gehören auch Budgetplanung und ein bisschen Controlling.

 

Ich habe mich nach meinem Bachelor überhaupt nicht ausgebildet gefühlt. Wie war das bei dir? Warst du bereit für die Welt und den Ernst des Lebens?

Das ist eine gute Frage. Ich bin jetzt immer noch am überlegen, ob ich nicht doch noch einmal studieren soll. Manchmal ist es schwer – meine Freunde sind alle noch im Studium und ich habe eine 40-Stunden-Woche. Doch ich bereue meine Entscheidung nicht, ich habe sie bewusst getroffen.

 

Ich frage mich, ob dieses Gefühl, bereit zu sein, jemals eintritt; ob Master und Volontariat erwachsener machen.

Wir haben heutzutage unglaublich hohe Ansprüche an unser Studium und vor allem stellen wir uns unsere Arbeit viel spannender vor, als sie tatsächlich ist. Im Alltagstrott fragen sich dann viele, ob das jetzt wirklich das Richtige ist.  Ich überlege auch, noch einen nicht-konsekutiven BWL-Master zu machen, oder eben doch einen MBA. Ich kann jetzt gut Geld dafür ansparen.

 

Zur Person

Anja Amend hat Medienkulturwissenschaft und europäische Ethnologie an der Universität Freiburg studiert. Sie war Praktikantin und Werkstudentin bei der BASF. Als Marketingassistentin ist sie bei der IT-Firma XPLM eingestiegen und heute, ein halbes Jahr später, mit 24 bereits Marketing Managerin. Wirtschaft hat sie bis jetzt

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