Es gibt nur eine Beyoncé. - Praxiskiste
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Es gibt nur eine Beyoncé.

Schwäbman, Viralpapst, Dodokay: Dominik Kuhn ist unter zahlreichen Namen bekannt. Mit seiner Bühnenshow ist er viel beschäftigt, zwei Spielfilme sind außerdem im Gespräch. Für Praxiskiste hat er sich Zeit genommen, um mit Saskia Gras über Erfolg, Erwartungen und das Sammeln von Erfahrungen zu sprechen.

 

Praxiskiste: Wenn man Ihre Biographie liest, bekommt man den Eindruck: der hat nichts gelernt, kann aber trotzdem irgendwie alles. Was ist Ihr Geheimnis?

Dominik Kuhn: Ich kann nichts Anderes sagen. Weil ich damals schon in der Veranstaltungsbranche selbstständig war, habe ich mit Müh und Not das Abitur geschafft. Es lief dann alles so gut, dass ich gar nicht die Zeit hatte zu studieren. Aber wenn mich ein Thema anspricht, knie ich mich da voll rein. Es ist nicht so, dass ich wie ein Scharlatan Vorträge halte über etwas, was ich mir selber ausmale.

Ab März bieten Sie zusätzlich zu diesen Vorträgen über Virales Marketing auch einige zu »Asozialen Medien« für Hochschulen und Events an. Warum dieses Thema?

Ich beobachte schon lange, dass die Kommunikation extrem ineffektiv geworden ist – obwohl jeder das Gegenteil behauptet.

Und welche Medien sind »asozial«?

Es geht generell um mobile Kommunikation. Die Möglichkeit, zu jeder Zeit ungebremst kommunizieren zu können. Man steht irgendwo und hat einen Hirnfurz. Dann nimmt man das Smartphone, verschickt eine WhatsApp und er ist weg. Früher war das gar nicht möglich. Gleichzeitig erzählen mir alle, sie seien von der Menge an Nachrichten überfordert. Aber sie selbst schreiben genauso viele. Der Mensch ist eben so: Geil, es geht, also machen wir es.

Neben diesen ernsthaften Vorträgen wurden Sie aber vor allem als der schwäbische Synchronisations-Künstler Dodokay bekannt. Stand bei Ihnen schon früh »Comedian« und »Spielfilm« auf dem Lebensplan?

Überhaupt nicht. Ich habe immer aus dem Bauch heraus gehandelt. Zuerst Tontechnik, dann Veranstaltungstechnik, schließlich bin ich beim Film gelandet. Ich bin einfach sehr interessiert und immer wenn mich etwas interessiert, mache ich es. Wenn man gerne Filme drehen möchte, sollte man sein Handy nehmen und einen Film drehen. Man muss es einfach machen. Noch ein Tipp: so viel wie möglich in der Branche arbeiten. Ich habe jeden Job angenommen, den ich damals bekommen konnte. So sammelt man Erfahrungen. Man sieht wie andere Leute arbeiten und wenn man gut ist, wird man wieder angerufen.

Sie haben Ihre Hobbies zum Beruf gemacht, hat das auch Nachteile?

Es hört sich lustig an: Man hat keine Hobbies mehr. Ich gehe deshalb auch unheimlich gerne alleine in den Urlaub, lese Bücher und rede eine Woche mit niemandem. Dann ist mir alles jucke.

Wenn Sie nicht im Urlaub sind, stehen Sie auf den Bühnen des Landes oder noch lieber am Filmset. Sind Sie auf dem Weg dorthin schlichtweg Ihren Leidenschaften gefolgt?

Man sollte das machen, was man machen will. Wenn ich in die Medien möchte, ist eine Banklehre eventuell nicht der richtige Weg. Ich kann nicht der Advokat dafür sein, die Sicherheit außer Acht zu lassen. Doch ich habe gelernt, dass man auf sein Inneres hören muss. Die jüngere Generation hat im Vergleich zu mir aber ein Problem. Denen wird ständig erzählt, sie könnten alles haben. Das ist gelogen, es stimmt nicht. Es gibt 7 Milliarden Menschen und nur eine einzige Beyoncé.  Aber alle 50.000 in der Festhalle Frankfurt glauben, sie könnten auch Beyoncé sein.

Es ist also entscheidend, sich langsam etwas zu erarbeiten?

Es geht gar nicht anders, das ist eine Illusion. Wissen anhäufen, Beziehungen aufbauen, Erfahrungen sammeln. Es gibt nichts auf der Welt, was das beschleunigen kann. Man wird heutzutage nicht schneller klug als vor 50 Jahren. Viele denken, sie müssten jetzt morgen oder in den nächsten fünf Jahren Millionär sein oder ihre Markierung auf der Welt hinterlassen. Das war noch nie so.

Sie haben es aber geschafft und können von Ihrer Passion leben.

Das ging schon immer. Ich kann gar nicht sagen warum, außer dass ich viel arbeite. Ich sitze oft nachts um eins im Studio, während die Anderen einen heben gehen. Es gibt einen tollen Spruch im amerikanischen Musikbusiness: »Overnight success takes ten years.« Erfahrung lässt sich nicht kaufen und nicht beschleunigen.

 

Zur Person
Der Reutlinger Dominik Kuhn wurde mit seinen schwäbischen Synchronisationen als Dodokay bekannt. Seit 1987 betreibt er seine eigene Firma Starpatrol und hat schon in Film, Fernsehen, Radio und in der Werbung gearbeitet. Der Durchbruch kam schließlich 2007 mit der Veröffentlichung seiner Star Wars Neusynchronisation »Virales Marketing Todesstern Stuttgart«, das auf YouTube millionenfach geklickt wurde.

 

Bildquelle: Starpatrol Entertainment, Foto: Petra Rolinec

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