Irgendwas mit Medien: Theater-PR-Manager
Mit dem Begriff Theater assoziieren Menschen ganz verschiedene Dinge – Kunst, große Bühnen und Säle, bunte Farben, aufwändige Kostüme. Oder wie Jürgen Langerfeld es ausdrückt: »Theaterwelt- bunt, laut, lustig«. Langerfeld ist Theater-PR-Manager bei Stage Entertainment in Stuttgart und bestätigt in einem Gespräch mit Jessica Sautter, dass das zwar durchaus stimmt, dass aber auch noch sehr viel mehr dahinter steckt.
Wenn in einem der zwei Stuttgarter Musicaltheater von Stage Entertainment ein Produktionswechsel stattfindet, dann wird der Alltag außer Kraft gesetzt und alle Abteilungen müssen in kürzester Zeit unter Hochdruck arbeiten, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Als PR-Manager beider Theater kann Jürgen Langerfeld ein Lied davon singen. Während die letzten Shows von Tanz der Vampire und die Vorbereitungen für den Nachfolger Bodyguard auf Hochtouren laufen, muss er parallel bereits die ersten Vorbereitungen für den Glöckner von Notre Dame treffen, das Stück, das nur knapp 5 Monate nach Bodyguard seine Premiere in Stuttgart feiern wird.
Ganz konkret bedeutet das vor allem, dass er dafür sorgt, dass bereits im Vorfeld über das Stück berichtet werden kann. So zum Beispiel mithilfe der Vorstellung der Hauptdarsteller. Dort wird vor Journalisten präsentiert, wer in der kommenden Spielzeit als Erstbesetzung auf der Bühne stehen wird. Außerdem soll bereits vor der Premiere ein erster Eindruck von der Show vermittelt werden, die dem Publikum bald acht Mal die Woche präsentiert wird. Das muss im Vorfeld alles genau geplant werden, da weder auf Kostüme noch auf Kulissen zurückgegriffen werden kann. Bei einem Stück wie Bodyguard mit Welthits wie »I will always love you« ist natürlich zudem eine gewisse Erwartungshaltung da. Somit müssen vorab der Einsatz von Songs und möglicherweise einem Trailer sowie diverse Interviews geplant und koordiniert werden. »Man ist so ein bisschen Eventmanager in dem Moment«, so Langerfeld.
Bei den Stuttgarter Journalisten ebenfalls bereits bekannt ist der Techniktermin. Noch während des Bühnenaufbaus wird hier ein Blick durchs Schlüsselloch ermöglicht. Das erfordert im Vorfeld viele Absprachen mit den unterschiedlichen Abteilungen. Wann ist es möglich mal reinzuschauen? Ist vielleicht schon die eine oder andere technische Vorführung möglich? Ist das Bühnenbild so weit fertig, dass die Fotografen einen ersten Eindruck festhalten können?
Neben solch großen Terminen, die einer Vielzahl an Journalisten vorab die Möglichkeit gibt über das Stück zu berichten, gibt es auch Einzeltermine, die der PR-Manager koordinieren muss. So zum Beispiel mit der Stuttgarter Zeitung für ein Interview mit den Hauptdarstellern für die Rubrik »Montagsgespräch« oder mit dem SWR Fernsehen für eine Reportage über die Kinderrolle in Bodyguard.
Wenn so viel geplant und koordiniert werden muss, ist es sicher schön, bei der Premiere endlich entspannt begutachten zu können, wofür man so hart gearbeitet hat. Weit gefehlt! »Das Zurücklehnen und Anschauen kommt dann lange nach der Premiere«, bestätigt Langerfeld. Am Tag vor der großen Premiere mit rotem Teppich und Stargästen findet traditionell die Medienpremiere statt. Hier werden die Journalisten geladen, die dann anschließend über das Musical berichten und deren Artikel am Tag nach der offiziellen Premiere in allen Zeitungen erscheinen. Für den PR-Manager ist dies somit fast die wichtigere Veranstaltung.
Und dann ist der große Tag da: »Am Premierenabend sind natürlich alle Abteilungen noch mehr involviert als die ganzen Wochen zuvor, weil da passiert es dann endlich. Und die Premiere, der Zeitpunkt steht, da kann man nicht sagen, ‚wir sind nicht soweit, machen wir doch nen Tag später‘. Der Termin steht fest, auf den arbeiten alle hin«. Da muss also alles genau durchgeplant und getaktet sein, damit ein runder Ablauf garantiert ist.
Aber danach wird es doch dann mal ruhiger? »Naja, fast«, gibt Langerfeld lachend wieder. Im normalen Alltag geht es dann erst Mal darum, Anfragen zu bedienen, die vor der Premiere schlicht nicht möglich waren. Bei Musicals mit Kinderrollen kommen zum Beispiel häufig Anfragen von Lokalzeitungen für Interviews und Informationen darüber, wie ein Tag rund um einen Auftritt aussieht. Außerdem muss er als PR-Manager überlegen, welche Themen man im Laufe der Spielzeit aufgreifen kann um über Newsletter und Social Media, vor allem die Facebook-Seiten der jeweiligen Musicals, regelmäßig Inhalte liefern zu können. Dafür muss Langerfeld stets ein Auge auf die Geschehnisse im und rund um das Theater haben, aber auch auf die jeweiligen Kanäle und Homepages der Darsteller, um bei guten Themen nachzufragen, ob sich da nicht was daraus machen lässt. »Das wird auch generell in der PR-Branche immer wichtiger. Es kommt natürlich immer auch ein bisschen aufs Unternehmen an. Wir haben natürlich den Vorteil, wir transportieren Emotionen und geben diesen Schlüsselloch-Blick hinter die Kulissen, das ist super interessant, da haben wir ein dankbares Thema«.
Und wie ist Jürgen Langerfeld in die PR gekommen? Begonnen hat er mit einem klassischen Volontariat zum Tageszeitungsredakteur. Mit der journalistischen Ausbildung im Gepäck arbeitete er anschließend bei einer Agentur. Mit einem parallel abgeschlossenen Fernstudium zum Werbetexter betreute er hier unterschiedliche Kunden sowohl im Rahmen von interner als auch externer Kommunikation. »Da ging es um Verbraucherkredite, süddeutsche Rettungsflugwacht und um japanische Gartengeräte. Also wirklich ganz kunterbunt.« Nach einigen Jahren mit dieser bunten Mischung entschied Langerfeld, dass er auf die andere Seite wechseln wollte, um sich nur noch auf ein Unternehmen zu konzentrieren. Dass es letztendlich Stage Entertainment wurde war da eher Zufall. »Ich habe die Stellenanzeigen durchgeblättert und dann hab ich eine Annonce für Stage Entertainment in Stuttgart entdeckt und hab dann erst mal gedacht, puh, Musical, da hab ich noch gar nicht so viele Berührungspunkte gehabt in meinem bisherigen Werdegang«, so Langerfeld. Dennoch ließ er sich davon nicht abschrecken, hat sich beworben und nach dem Bewerbungsgespräch stand für ihn fest, dass er genau da hinwollte. Und mit einem Lachen bestätigt er, dass sich das bis heute nicht geändert hat.
Beim Werdegang des PR-Managers wird deutlich, dass es so etwas wie den einen, richtigen Weg in die PR nicht gibt. »Da geht es jetzt gar nicht richtig drum, ich hab diesen Studiengang und ich geh genau in die Richtung, sondern einfach diese Lust zu haben mit vielen Leuten zu sprechen, sich abzustimmen, Ideen zu entwickeln«, so Langerfeld. Außerdem sei es wichtig, flexibel zu sein. Falls Plan A nicht greift, müsse eben auch mal Plan B oder C herhalten. Außerdem könne das ein oder andere Praktikum nicht schaden um erste Kontakte zu knüpfen und Einblicke zu bekommen. Erfahrung im Bereich Social Media oder eine Affinität beispielsweise zum Bewegtbild könnten ebenfalls von Vorteil sein. Letzten Endes betont er aber, dass es nicht drei Pflichteigenschaften und Erfahrungen gibt, die ein Bewerber mitbringen muss sondern dass es vielmehr die Person, deren Einstellung und ihr Auftreten sind, die am Ende ausschlaggebend sind.
Zur Person
Jürgen Langerfeld ist seit 8 Jahren Theater-PR-Manager bei Stage Entertainment in Stuttgart. Stage Entertainment ist das führende Unternehmen im Bereich Live-Entertainment in Deutschland. Zurzeit bespielen sie deutschlandweit 10 Theater mit Musicalproduktionen.