Der Quereinsteiger
Erst wollte er Informatiker werden, dann Soziologe – heute ist er freier Journalist und Ressortleiter beim »Veganmagazin«. Im Interview mit Jacqueline Göron erzählt Daniel Schneider von seinem (Um-)Weg in den Journalismus, der Bedeutung einer thematischen Spezialisierung und der Zukunft des »Veganmagazins«.
Praxiskiste: Eine unter Journalisten bekannte Redensart lautet: »Zum Journalisten muss man geboren sein.« War für dich schon immer klar, dass du Journalist werden willst?
Daniel Schneider: Nein, erst vor etwa drei Jahren habe ich festgestellt, dass ich gerne Journalist werden will. Davor wollte ich ganz viele andere Sachen werden – wie Informatiker oder Soziologe. Erst nach dem Abbruch des zweiten Studiums habe ich gemerkt, dass ich etwas im Bereich Journalismus machen will.
Was gefällt dir an der Arbeit als freier Journalist besonders?
Besonders gut gefällt mir, dass ich in der Themenauswahl sehr viele Freiheiten habe. Ich bin nicht daran gebunden, Themen zu bearbeiten, die mich nicht interessieren, wie es bei der Zeitung oft der Fall ist. Wenn irgendwo ein Jahrmarkt ist, muss ich eben kein Portrait über diesen blöden Markt machen. Als freier Journalist suche ich mir ein Thema aus, schlage es vor, bearbeite es und stelle am Schluss eine Rechnung – und das ist super!
Seit dem Frühjahr 2014 schreibst du auch für das »Veganmagazin« – mittlerweile bist du sogar Ressortleiter für die Themen Politik und Tierrechte. Wie bist du zum »Veganmagazin« gekommen?
Das lässt sich leicht zusammenfassen. Am Anfang habe ich freiwillig und ohne journalistischen Hintergrund für das Magazin geschrieben. So habe ich Kontakte zur Chefredaktion geknüpft. Das hat mir dabei geholfen, auch regelmäßig für das »Veganmagazin« zu schreiben. Mittlerweile bin ich da eben Ressortleiter.
Wie genau sieht deine Arbeit als Ressortleiter beim »Veganmagazin« aus?
Also bei uns ist die Stelle des Ressortleiters nicht so streng definiert, wie es vielleicht in anderen Redaktionen der Fall ist. Tatsächlich übernehme ich viele Themen, die mit Politik und Gesellschaft zu tun haben. Hierfür mache ich beispielsweise Reportagen oder führe Interviews mit politischen Akteuren. Seit ein paar Ausgaben übernehme ich zudem die News-Seiten. Das heißt, ich fasse alles, was aktuell in der veganen Szene geschieht, auf einer Doppelseite zusammen. Das ist dann auch ein bisschen das, was Journalisten bei der Zeitung tun, wenn sie News zusammenfassen. Ansonsten suche ich mir meine Themen selbst aus, auch unabhängig vom Ressort. Dennoch sind es oft Themen mit gesellschaftlichem / politischem Bezug, da mich das sehr interessiert.
Apropos interessante Themen: Würdest du zustimmen, dass es sinnvoller ist, sich auf einem bestimmten Gebiet gut auszukennen, als »nur« eine Ausbildung zum Journalisten zu absolvieren?
Witzigerweise habe ich mich dazu erst kürzlich mit einem anderen Journalisten ausgetauscht. Er selbst hat ein Volontariat bei einer Zeitung gemacht. Wir sind uns am Ende darüber einig gewesen, dass es definitiv von Vorteil ist, sich zu spezialisieren.
Und weshalb seid ihr zu diesem Schluss gekommen?
Wenn man sich nicht spezialisiert, kann es sehr gut sein, dass man am Ende in irgendeiner Lokalredaktion hängenbleibt und dort News-Texte zusammenfasst. Ich glaube das ist etwas, was niemand gerne macht. Zumal es dafür Agenturen wie die dpa gibt. Wirklich interessant sind aber die Hintergrundgeschichten, und die werden von Leuten bearbeitet, die sich spezialisiert haben. So wie ich auf die vegane Lebensweise und Landwirtschaft. Also ja, man sollte sich definitiv Spezialwissen aneignen.
Zusätzlich hast du ein Fernstudium im Fach Journalismus absolviert. Wie hat dir diese Ausbildung beim Quereinstieg geholfen?
Das hat mir insofern geholfen, als dass man einen Blick dafür bekommt, was man alles machen kann und wie man es machen kann. Ich habe ja bereits vorher für das »Veganmagazin« geschrieben und das Fernstudium nur zusätzlich absolviert, um meine Qualifikationen zu erweitern.
Abschließend und mit Blick auf die Marktlage: Lohnt sich der (Quer-)Einstieg in die Redaktion eines Magazin wie das »Veganmagazin«?
Ich gehe stark davon aus, dass das Magazin noch einige Jahre im Zeitschriftenhandel liegen wird. Das liegt vor allem daran, dass der vegane Trend nicht einfach aufhört. Im Gegenteil: Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit dem Thema. Unsere Zielgruppe wird also vermutlich sogar sukzessive wachsen. Zudem arbeitet die ganze Redaktion am Ausbau und der Verbesserung des Magazins. Ich sehe im Sektor veganer Magazine auf jeden Fall eine Zukunft.
Zur Person
Daniel Schneider, 27, hat seinen Bachelor of Science in Wirtschaftsinformatik gemacht. Nach einem angefangenen Soziologiestudium verdient er heute sein Geld als freier Journalist. Seit 2014 reist er für das »Veganmagazin« durch ganz Deutschland und interviewt unter anderem Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Seine Schwerpunkte sind Veganismus und Landwirtschaft.