Praxiskiste | Big im Business im Big Apple- Ein Praktikum in New York City
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Big im Business im Big Apple

Ein Auslandspraktikum in New York City muss kein Traum sein. Auch der Stuttgarter Student Luca Dierks hat den großen Schritt über den Teich geschafft. Uns erzählt er alles über seine Bewerbung, seinen Alltag und die größten Herausforderungen während seines sechsmonatigen Praktikums.

 

Praxiskiste: Luca, zunächst die wohl wichtigste Frage: aus welchem Studienbereich kommst du und wie bist du zu deinem Praktikum bei Ogilvy & Mather, einer internationalen Werbeagentur in New York gekommen?

Luca Dierks: Ich studiere Werbung und Marktkommunikation (B.A.) an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Für mein Praxissemester hatte ich mir das Ziel USA gesteckt und dann ein halbes Jahr lang alles daran gesetzt, das dann Realität werden zu lassen. Von der wahnwitzigen Bewerbung (the-intern.net), zu den Gesprächen, Visumsprozess, Wohnungssuche habe ich mehrere hundert Stunden Zeit investiert.

Hattest du vor diesem Praktikum bereits andere Erfahrungen in der Werbebranche gesammelt?

Vor und während des Studiums war ich mehrere Wochen in zwei Agenturen und habe ich mich bereits einige Jahre mit verschiedenen Lifestyle Projekten wie einigen Event-Serien, einem Streetwear-Label, der Öffentlichkeitsarbeit in einem gemeinnützigen Verein und der Selbstständigkeit als Videoproduzent beschäftigt. Das war alles sehr ähnlich zu Teilen des Werbegeschäfts, aber die Arbeit für IBM hier im weltweiten Ogilvy Headquarter ist die erste große Branchenerfahrung.

Nimm uns doch mal mit nach Manhattan. Wie sieht ein typischer Tag bei Ogilvy & Mather aus?

Mein Tag beginnt um 6:00 Uhr in Upper Manhattan, kurze Zeit später schwinge ich mich dann auf mein Fahrrad und radle am Hudson River runter nach Midtown, wo die ‚Chocolate Factory‘ steht. Kein Scherz – das Büro befindet sich wirklich in einer ehemaligen Schokoladenfabrik. Um 9:00 Uhr treffe ich mein Team zum täglichen Statusupdate. Ich unterstütze zwei ‚Business Unit’Teams im Performance-Marketing und verbringe den Tag mit Meetings, strategischen Zuarbeiten, Workshop-Vor- und Nachbereitungen und DesignAufgaben. Im dritten Team, einer neugegründeten Performance-Einheit, arbeite ich an meinen eigenen kleineren Projekten. Insofern kein Event ansteht, würde ich mich dann in der Regel zwischen 18:00 und 19:00 Uhr auf den Heimweg machen oder noch etwas in Manhattan unternehmen.

Das klingt nach einem langen aber aufregenden Tag. Arbeiten auch noch andere internationale Praktikanten bei Ogilvy & Mather die dein Schicksal teilen?

Ab den Management Supervisor oder SeniorLevels ist alles sehr international besetzt, aber darunter ist das eher eine Ausnahme.

Was war die größte Herausforderung vor und während deines Praktikums?

Die vier Interviews mit Ogilvy, die sich über einen Monat hingezogen haben, waren eine Nervenprobe. Die größte Herausforderung war hingegen, den riesigen Account und die Arbeit für und mit IBM zu verstehen. Etwa ist der Account riesig mit rund 350 Personen, die Leistungen von IBM sind nicht so einfach zu begreifen (Consulting, künstliche Intelligenz, Blockchain etc.) und manifestieren sich in verschiedenen Industrien wie Healthcare oder Banking auch auf verschiedene Art und Weise: Im Bereich Healthcare wird AI z.B. genutzt um klinische Trials schneller und effizienter durchzuführen während AI im Banking helfen kann, mit den Compliance-Gesetzgebungen zurecht zu kommen). Sowohl IBM als auch Ogilvy gehören zu den größten und traditionsreichsten Unternehmen ihrer jeweiligen Branche. Das bringt dann nochmal ganz eigene Strukturen, Sprache und eine Menge ‚Politik‘ mit sich. Ich erspare Euch die Details. Es
wird gescherzt, dass es bereits 6 Monate braucht, um den Account vollständig zu verstehen.

Wie hat dich dein Praktikum bis jetzt persönlich und beruflich weiterentwickelt?

Das Praktikum ist eine super Chance, sich selbst besser kennen zu lernen. Was kann ich mir vorstellen, was nicht? Aber da muss jeder selbst durch. Auf professioneller Ebene habe ich viel über B2B und Performance-Marketing erfahren, Business-Englisch erlernt, ein Verständnis amerikanischer Arbeits- und Alltagskultur entwickelt und ein viel besseres Gefühl bekommen für die momentane Entwicklung der Digital- und Werbebranche. Und hey, ich kenne NYC wie meine Westentasche!

Wie unterscheidet sich deiner Meinung nach ein Praktikum in Amerika von einem Praktikum hier in Deutschland?

Die USA, also das Silicon Valley und NYC, sind einfach das heiße Parkett in der Medienbranche. Hier ist jedes Branchen-Schwergewicht nur eine Taxifahrt entfernt.

Über Kontakte geht doch meistens alles. Was würdest du anderen Studenten aus der Medienund Kommunikationswelt raten, die ebenfalls ein Internationales Praktikum in der Werbebranche starten wollen?

Klar – It’s a People Business. Investiert in qualitative Kontakte. Dafür ist ja auch ein Praktikum da. Wie komm ich aber ins Praktikum rein? Im DACH-Bereich bekommt man die Stelle wahrscheinlich noch mit der Performance, die man an den Tag legt. Sobald aber potentielle Sprachbarrieren oder ein Mehraufwand in Form von Visa-Formalitäten etc. auf den Arbeitgeber zukommen, muss man schon herausstehen oder eben anderweitig den Fuß in die Tür bekommen, so dass man die Chance bekommt, persönlich zu überzeugen. Vielleicht habt ihr ja einen guten Draht zu einem Prof, der wiederum Beziehungen zu großen Unternehmen unterhält? Seid ambitioniert und einfallsreich. Wichtig für die USA: Der VisaProzess ist aufwändig und unter Umständen muss das Unternehmen noch zusätzliche Protokolle einhalten, die den Prozess sehr teuer machen können. Das kann etwa der Fall sein, wenn das Unternehmen Teil einer der gigantischen HoldingGroups wie WPP oder Omnicom ist – und das sind die meisten internationalen Agenturen ja.

Wie soll es nach deinem Praktikum weitergehen?

Ich komme im Herbst für etwa ein Jahr zurück nach Stuttgart. Danach: Selbstständigkeit, Master, New York City, die Welt – wer weiß.

Zur Person:

Luca Dierks ist Student an der Hochschule der Medien in Stuttgart und konnte sich für ein sechsmonatiges Praktikum bei der international agierenden Werbeagentur Ogilvy & Mather in New York qualifizieren. Auf seinem Instagram Profil luca_dierks findet Ihr noch mehr über seine Zeit in New York City.