Eine wunderbare Fügung - Praxiskiste
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Eine wunderbare Fügung

Theaterspielen ist ihre große Leidenschaft; doch sie macht lieber Kommunikation „beim Daimler.“ Im Interview mit Andrea Spiegel erklärt uns Sabine Kußmaul, wie sie ihren Weg in die Medienbranche gefunden hat und wie ein simpler Link einem Bewerber heutzutage Tür und Tor öffnen kann.

 

Praxiskiste: Frau Kußmaul, Sie haben Neuere Deutsche Literatur, Deutsch als Fremdsprache und Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians- Universität München studiert. Warum haben Sie sich gerade dafür entschieden?

Sabine Kußmaul: Ich wollte damals in den Journalismus gehen. Am liebsten wollte ich für den Kulturteil der Süddeutschen Zeitung schreiben. Als ich dann zwischen dem ersten und zweiten Semester jedoch ein Praktikum bei einer Lokalzeitung gemacht hatte wusste ich, Tageszeitungsjournalismus ist nicht das Richtige für mich.

Haben Sie bei all der Theorie und zwei Nebenfächern auch die Zeit gefunden, selbst Theater zu spielen?

Ja. Bereits in der Schule, später dann in kleineren Gruppen am theaterwissenschaftlichen Institut. Das war sehr experimentell (lacht) und eine ganz besondere Erfahrung, weil es eben nicht Brecht oder Shakespeare oder einer der Klassiker war, sondern wirklich moderne Theaterliteratur. Zum Beispiel Stanislawski mal ausprobieren – als lebendiges Theaterstück.

Sie haben während Ihres Studiums unter anderem Praktika in Goethe-Instituten in Bordeaux (Frankreich) und Montreal (Kanada) gemacht. Was konnten Sie für sich mitnehmen?

Das war eine super Erfahrung. Ich habe dort zum ersten Mal erlebt, wie deutsch ich bin. Im internationalen Kontext ist das gut zu wissen. Ich konnte danach besser verstehen, was die ausländischen Studierenden in München leisteten und was es einem abverlangt, weit ab von der Heimat und den eigenen Werten zu leben. Das hilft mir bis heute, auch im beruflichen Kontext.

Mit welchem Job sind Sie nach dem Studium in die Berufswelt eingestiegen?

Mein erster Job war eine Stelle bei DaimlerChrysler, direkt nach deren Fusion. Dabei ging es um die Weiterbildung der Mitarbeiter in englischer bzw. auch deutscher Sprache, um die Kommunikation zu verbessern. In einem zweiten Schritt kam noch ein interkulturelles Training dazu.

Heute sind Sie die Leiterin der Standortkommunikation des Mercedes-Benz Werks in Sindelfingen. Wie würden Sie Ihre Arbeit beschreiben?

Spannend, unglaublich vielfältig und abwechslungsreich. Es gibt immer wieder neue, überraschende Dinge, die es zu bewältigen gilt. Man muss sehr vernetzt arbeiten, sowohl intern, als auch extern.

Können Sie sich Ihr fachfremdes Studium im heutigen Berufsalltag zu Nutze machen?

Also die Theatererfahrung hilft mir definitiv. Gerade bei der Frage, wie gestalte ich den Ablauf, die Dramaturgie einer Veranstaltung? Wo setze ich Höhepunkte? Wie inszeniere ich was?

Sie stellen in der Zwischenzeit auch selbst Leute ein. Worauf achten Sie bei einer Bewerbung?

Ich gehe primär nach der Bewerbung, die bei mir auf dem Tisch liegt. Es gibt aber zunehmend auch Bewerber, die eine eigene Homepage haben oder Links mitschicken von Dingen die sie gemacht haben. Die schaue ich mir natürlich an. Aber es ist nur dann eine gute Zusatzinfo, wenn ich auch weiß, welchen Anteil der Bewerber an dem Projekt hatte, zu dem der Link führt. Gerade bei einem Film, das macht selten einer ganz alleine.

Nehmen wir an, Sie haben zwei Bewerbungen auf dem Tisch liegen. Der eine Bewerber hat einen Link als Referenz mitgeschickt, der andere nicht. Hat der, der den Link geschickt hat bessere Chancen?

Definitiv – Wenn das, was hinter dem Link steckt, gut ist.

Würden Sie mit dem Wissen von heute alles noch einmal genau so machen?

Ich bin sehr dankbar, weil sich vieles so wunderbar gefügt hat; dass ich dort bin, wo ich heute bin. Ich glaube, ich würde in jungen Jahren mehr Sprachen lernen. Und ich würde heute versuchen, schon im Studium Kontakte bewusster zu pflegen und mich beruflich besser zu vernetzen.

Welche wertvollen Tipps können Sie Bewerbern für die Medienbranche mitgeben?

Der erste Tipp ist Praxiserfahrung – ausprobieren, machen, tun. Der zweite Tipp ist, nicht nur Dinge zu tun, sondern diese auch zu vermarkten. Das heißt, wenn jemand Erfahrungen gemacht hat, soll er diese auch in der Bewerbung und im Gespräch anbringen. Man sollte nie davon ausgehen, dass der Gesprächspartner alles aus der schriftlichen Bewerbung angeschaut, gelesen oder verstanden hat. Mein dritter und letzter Tipp ist, sich vor einem Gespräch zu überlegen, was überhaupt relevant ist für den potentiellen Arbeitgeber. Man sollte sich immer die Frage stellen: Was muss man wirklich über mich wissen, damit ich für die Stelle interessant bin? Und sich dann eine Strategie überlegen, wie man das im Gespräch platzieren kann.

Zur Person

Sabine Kußmaul ist Leiterin der Standortkommunikation des Mercedes-Benz Werks Sindelfingen. Ihr Team befasst sich sowohl mit klassischer Kommunikation über Print- und Onlinemedien als auch mit der Produktion von Filmen und der Konzeption von Veranstaltungen.