Hilfe, die ankommt
Er zählt zu den wichtigsten Personen an den weiterführenden Schulen in Kißlegg. Lukas Zoller ist Schulsozialarbeiter und für viele Schülerinnen und Schüler eine unverzichtbare Stütze im Alltag. Ob bei Streitigkeiten, persönlichen Sorgen oder einfach nur für ein offenes Ohr: Herr Zoller ist der erste Ansprechpartner und schafft es, dass sich die Kinder gut aufgehoben fühlen. Wie es ihm gelingt, das Vertrauen der Jugendliche zu gewinnen und was seine Arbeit so besonders macht, erfahrt ihr in dem folgenden Interview. Ein Interview von Nicole Mai
Praxiskiste: Wie würden Sie Ihren Alltag in drei Worten beschreiben?
Lukas Zoller: Vielseitig, stressig und skurril.
Praxiskiste: Was genau umfasst die Tätigkeit eines Schulsozialarbeiters?
Lukas Zoller: Unser Alltag ist sehr vielfältig. Wir bieten Einzelfallhilfe, leiten Gruppenarbeiten und engagieren uns in der Gemeinwesenarbeit. Dabei unterstützen wir bei Konflikten, fördern soziale Kompetenzen und helfen bei persönlichen Herausforderungen – von alltäglichen Sorgen bis hin zu ernsten familiären Problemen.
Praxiskiste: Welche Herausforderungen begegnen Ihnen dabei?
Lukas Zoller: Eine der größten Herausforderungen ist es, das Vertrauen der Schülerinnen und Schüler zu gewinnen. Gerade bei sensiblen Themen braucht es Geduld und Fingerspitzengefühl. Dazu kommt, dass wir oft mit knappen Ressourcen arbeiten und Prioritäten setzen müssen.
Praxiskiste: Ein Blick zurück in Ihre Schulzeit: Hätten Sie selbst oder Menschen in Ihrem Umfeld von der Schulsozialarbeit profitieren können?
Lukas Zoller: Ja, auf jeden Fall. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, da war ich neun Jahre alt. Mein Vater hat somit nicht in der gleichen Stadt gewohnt und ich war am Wochenende bei ihm. Ich habe zu beiden Eltern ein gutes Verhältnis, aber es war eben doch so, dass eine große Distanz zwischen beiden Wohnorten lag. So hat es sich dann ergeben, dass ich mir zwei Freundeskreise aufgebaut habe. Ich frage mich schon manchmal, was sich vielleicht anders entwickelt hätte, wenn ich damals eine neutrale Person gehabt hätte, der ich hätte erzählen können, was sich da in meinem Leben zu dem Zeitpunkt abspielte.
Praxiskiste: Gibt es ein Erlebnis, das Sie während Ihrer Arbeit besonders geprägt hat?
Lukas Zoller: Ja, ein Schüler kam zu mir, weil er sich völlig verloren fühlte – familiäre Probleme und Leistungsdruck machten ihm zu schaffen. Wir haben lange miteinander gearbeitet und heute sehe ich ihn auf einem guten Weg. Solche Momente zeigen, wie wichtig unsere Arbeit ist.
Praxiskiste: Wie reagieren die Schülerinnen und Schüler auf Ihre Arbeit?
Lukas Zoller: Überwiegend positiv. Viele wissen, dass sie jederzeit zu uns kommen können – sei es für ein Gespräch oder einfach nur, um mal Dampf abzulassen. Dieses Vertrauen ist das Fundament unserer Arbeit.
Praxiskiste: Wie haben sich die Problemlagen der Schüler und Schülerinnen in den letzten Jahren entwickelt?
Lukas Zoller: Durch das Internet ist der Informationsfluss unter Jugendlichen viel größer. Der Zugang zum Internet ist durch Smartphones dauerhaft verfügbar. Dies hat sowohl positive als auch negative Effekte. Ich glaube eben, dass momentan eine Generation aufwächst, die Digital Natives, die die Welt nur mit dem ständigen Internetzugang kennen. Der Auftrag bei uns liegt darin, eine Orientierung zu geben, vielleicht auch Führung zu geben, in manchen Situationen – wie Herausforderungssituationen – eine klare Linie aufzuzeigen.
Praxiskiste: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Schulsozialarbeit?
Lukas Zoller: Mehr Anerkennung und Unterstützung – sei es durch zusätzliche Ressourcen oder die Einbindung in schulische Entscheidungen. Unsere Arbeit ist ein entscheidender Faktor für ein positives Schulklima und sollte entsprechend geschätzt werden.
Praxiskiste: Vielen Dank für das Gespräch!