In der Höhle der Löwen
Ein Volontariat beim bekannten Starmagazin »Promiflash!« ist alles – nur nicht langweilig. Lea Dahmen spricht im Praxiskiste Interview mit Ann-Kristin Emden über Promis, den Einstieg in die Medienwelt und warum man am roten Teppich genug Abstand halten sollte.
Praxiskiste: +++ Breaking News +++ Trennung von Brangelina! Was passiert in diesem Moment in der Redaktion?
Lea Dahmen: Es ist total chaotisch! Wir haben verschiedene Kategorien: Tod, Trennung und Baby. Und wenn es zu diesen Themen News gibt, dann muss es schnell gehen. Zuerst geht die Nachricht als Push raus – kurz und knackig. Die bekommen unsere Leser direkt auf ihr Handy. In der zweiten Push Nachricht gibt es Hintergrundinformationen und später kommen die ausführlichen Artikel. Sehr hektisch alles, aber es macht viel Spaß!
Du bist seit sechs Monaten Volontärin bei Promiflash. Wie läuft die Ausbildung ungefähr ab?
Das Volontariat dauert zwei Jahre. Das erste halbe Jahr ist Probezeit – sehr anstrengend (lacht). In dieser Zeit wird man in die unterschiedlichsten Aufgaben eingearbeitet. Zum Beispiel Online-Journalismus, Reporter und Video-Redakteur. Eine Synchronsprecher-Ausbildung habe ich auch bekommen. Letzte Woche wurde ich außerdem zum Redakteur vom Dienst angelernt, also die höchste Stufe im Volontariat. Das bedeutet, dass ich an bestimmten Tagen für den Inhalt von Promiflash verantwortlich und Knotenpunkt der Redaktion bin. Und die nächsten eineinhalb Jahre sind dafür da, das Erlernte auszubauen und zu perfektionieren.
Vor deinem Volontariat hast du dich auch privat viel mit Promis beschäftigt. Wie war es, diese Leute dann live zu sehen und zu interviewen?
Ich war kaum aufgeregt, die Stars zu sehen, weil ich mich auf viele andere Sachen konzentrieren muss. Mein erstes Interview war am roten Teppich – da ist mein größter Stressfaktor, dass beim Zeitmanagement oder der Organisation etwas schief gehen könnte. Zum Beispiel: Welche Stars lasse ich durchlaufen, welche nicht? Bauen sie Vertrauen zu mir auf und plaudern aus dem Nähkästchen? Und wie packe ich alles in ein maximal fünf minütiges Gespräch? Diese Aufgaben machen mich nervöser als die Promis selbst. Natürlich bin ich manchmal trotzdem eingeschüchtert, wenn ein großer Hollywood Star vor mir steht. Aber das muss man ablegen. Stattdessen sollte man daran denken, dass das normale Menschen sind, die auch nur mit Wasser kochen.
Für ein Interview müsst ihr die Stars am roten Teppich zu euch rufen. Wie schwierig ist es, sich da durchzusetzen?
Es ist so, wie man sich die Höhle der Löwen vorstellt. Einige Kollegen nehmen fast gar keine Rücksicht! Und da gibt es schon mal einen Ellenbogen in die Rippen. Es ist eng und richtig chaotisch. Gerade am Anfang ist das echt eine Überwindung, sich da durchzusetzen und den Namen der Promis zu rufen. Mit der Zeit gewöhne ich mich zwar daran, aber der rote Teppich wird nie mein Favorit sein.
Wie fühlst du dich, wenn du nach dem Privatleben der Stars fragen musst?
Ich schreibe vor jedem Interview erstmal ein Treatment, also einen Ablauf des Interviews. Und dann kommen meine Chefs meistens auf mich zu und sagen zum Beispiel: »Da kannst du noch nachbohren!« Manche Fragen übernehme ich, manche nicht. Denn im Endeffekt bin ich diejenige, die die Fragen stellt und dabei möchte ich mich wohl fühlen. Auf der anderen Seite sind es Personen der Öffentlichkeit und sie wissen, dass diese Art Fragen von einem Klatsch-People-Magazin kommen, wenn sie sich vor mein Mikrofon stellen. Und die Meisten wollen ja im Gespräch sein und dann ist es eher wieder ein Geben und Nehmen.
Die Boulevardpresse ist eines der meist diskutierten Themen in der Medienwelt – viele stehen dem Thema kritisch gegenüber oder belächeln es. Deine Meinung dazu?
Es ist allgemein wichtig – egal, was man im Journalismus macht – etwas zu finden, für das man sich zu 110 Prozent interessiert. Und so geht es mir mit Promiflash. Manchmal denke ich schon, dass ich nichts wirklich Wichtiges zu erzählen habe. Andere arbeiten für die ARD und berichten über Politik und Terror und ich schreibe über Daniela Katzenberger. Andererseits muss die Sparte auch abgedeckt werden und die Klickzahlen zeigen, dass das Interesse besteht. Und ich muss sagen, dass ich froh war, nicht über den Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt hier in Berlin berichten zu müssen.
Das heißt, du willst in der Branche bleiben?
Mein Leben lang möchte ich es nicht machen, weil es noch andere interessante Bereiche gibt. Wo es mich letztendlich hin verschlägt, weiß ich nicht. Letzte Woche auf der Fashion Week dachte ich aber, dass es cool wäre, in Richtung Kosmetik-Fashion zu gehen. Naja, abwarten und Tee trinken.
Hast du abschließend noch einen Tipp für Journalismus-Einsteiger?
Ein Volontariat ist am Anfang total scheiße hart! Das muss euch bewusst sein. Man wird ins kalte Wasser geschmissen und gleichzeitig wird viel von einem erwartet. Aber man wächst daran und es lohnt sich. Deshalb solltet ihr auf keinen Fall aufgeben, sondern immer dran bleiben!
Zur Person
Lea Dahmen, die gebürtig aus einer Kleinstadt im Schwarzwald kommt, hat ihren Soziologie Bachelor an der Universität Konstanz gemacht. Seit einem halben Jahr lebt sie in Berlin und arbeitet bei Promiflash. Mit ihren jungen 25 Jahren hat sie während ihres Volontariats schon Hollywood-Größen wie Jennifer Lawrence oder Chris Pratt interviewt.