Interview mit Alexander Frank – Teil 2: Die Kreativwirtschaft: Tipps für den Einstieg und den weiteren Weg - Praxiskiste
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Interview mit Alexander Frank – Teil 2: Die Kreativwirtschaft: Tipps für den Einstieg und den weiteren Weg

Wir haben uns mit Alexander Frank zum Interview getroffen. Er ist Inhaber von mehreren Agenturen im Bereich Werbung und Kommunikation mit jeweils unterschiedlicher Zielgruppenfokussierung, sowie geschäftsführender Gesellschafter im LEGAT-Verlag. Darüber hinaus gibt er Seminare an der Universität Tübingen und leitet Workshops. Zusammengefasst weiß Alexander Frank einiges über die Verlags- und Kreativwirtschaft. Und genau darüber haben wir mit ihm gesprochen.
Während wir im ersten Teil des Interviews über die Einstiegschancen in das Verlagswesen, die Digitalisierung, den Wert von Büchern und Marketing gesprochen haben, geht es in diesem zweiten Teil allein um die sogenannte Kreativwirtschaft.
Alexander Frank hat in Stuttgart den Innovationsworkshop »Kreativ erfolgreich« ins Leben gerufen und hilft in diesem Rahmen Kreative auf dem Weg zum Erfolg.

 

Praxiskiste: Wir sind beide Medienwissenschaftler und begegnen relativ häufig – wie auch Kommunikationsdesigner & Co. – der Betitelung ‚Kreativschaffende/r’. Ob das nun stimmt oder nicht sei mal dahin gestellt. Trotzdem interessiert uns, ob es so was wie drei goldene Regeln für Kreative gibt, um sich erfolgreich auf dem Markt zu integrieren?

Alexander Frank: Meiner Meinung nach ist das Aufbauen von Kontakten – auf neudeutsch Networking – sehr wichtig. Gerade wenn ich jetzt das Thema Freiberufler mitdenke. Ich kann jetzt natürlich Messen abklappern, aber meine Erfahrung ist, dass sich viele Leute dadurch kennenlernen, dass sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Und in dem Moment was eingebracht haben. Das spricht sich dann auch rum und das führt dann irgendwann dazu, dass Aufträge auch mal von allein zu einem kommen.
Zweitens würde ich sagen, zu verstehen, was der Kunde wirklich will. Manchmal haben Kreative eine Idee, die aber nicht das ist, was der Kunde will. Dann davon abzulassen, ist für manchen dann sehr schwer. Es geht immer darum die Kreativität so einzusetzen, dass der Kunde einen Nutzen davon hat. Sprich in der Kreativwirtschaft geht es darum kreative Ideen der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Das Kreative ist nur ein Mittel und der Kreative muss sich am Kunden orientieren.

Wie sehen Sie denn Networking auf solchen Portalen wie Xing oder LinkedIn?

Wenn ich mir ansehe, wie wir in der Vergangenheit Aufträge gekriegt haben, dann war das immer über Kontakte. Ich habe damals eine Kontaktstrategie für mich und meine Frau entworfen – wir mussten wieder neue Menschen kennenlernen. Und dann bin ich zu Xing gekommen. Das war damals relativ neu. Und da habe ich einen kennengelernt und dann ist es dazu gekommen, dass wir ein Symposium durchgeführt haben. Das heißt ‚Gründen mit Geist und Kultur’. Und letzten Endes, wenn ich mir das als Baum anschaue, dann geht alles auf diesen Xing Kontakt zurück. Also was ich daraus lernen würde, dann dass man aktiv sein muss. Man kann auch nicht einschätzen, welche Kontaktäste später mit in die Zukunft reintragen. Es wird empfohlen direktes Networking zu machen. Ich hab mich selbst auf so viele Veranstaltungen gequält, um Leute kennenzulernen und ich bin vom Typ her eigentlich introvertiert. Ich spreche nicht gerne Leute an. Trotzdem war es wichtig, dass ich es eine zeitlang mitgemacht habe. Man muss nur die richtige Mitte finden, denn wenn man es nur grauselig findet, dann wird man auch niemanden kennenlernen. Das heißt, was ich Leuten empfehle ist, sucht euch Kontakte, die euch Spaß machen. Und dann manche Pflichtveranstaltungen und dann schaut, ob sich aus der Pflicht mal was ergibt. Denn eine Website allein, reicht nicht. Und als Freiberufler werden sie auch immer weiterempfohlen – das ist die nächste Kontaktschiene.
Bei Xing würde ich dann aber auch sagen, Kontaktpflege nur, wenn sie die Leute auch im echten Leben kennenlernen. Also das ganze nur blabla – ist nix. Man muss da konsequent dran bleiben und muss die zu echten Kontakten mit Verbindungen machen. Wenn ich den Menschen nicht irgendwann mal treffe, dann werde ich dem keinen Auftrag geben.
In der Beratung sage ich immer »Kennen, Mögen, Vertrauen – erst dann kaufe ich«.

Glauben Sie, dass es für Einsteiger wichtig ist, dass man direkt anfängt wirtschaftlich zu denken, sprich sich genau zu überlegen wie viel Verdienst einem zusteht und das dann auch einzufordern? Oder sollte man erstmal den harten Weg gehen und alles mitnehmen, was man kriegen kann, um sich zu positionieren, Referenzen zu sammeln und der Rest kommt dann irgendwann?

Da gibt es natürlich keine pauschale Antwort. Prinzipiell würde ich sagen, dass es wichtig ist ein Bewusstsein zu haben, dass diese Preise, die man gegebenenfalls günstiger verlangt, dass man vielleicht seine Wohnung nicht bezahlen kann. Wenn Sie ihre Wohnung nicht bezahlen können, dann haben Sie ja keine Wahl, sonst sind Sie nicht wirtschaftlich. Und das würde ich mir gar nicht angewöhnen – aus eigener Erfahrung (lacht). Man muss bei den Stellen immer gucken, wo man direkt ernst sein kann. Also es gibt Jobs, da verkaufe ich mich von Anfang an so, wie ich meinen Wert einschätze. Wenn ich natürlich nicht viel Markterfahrung habe, dann drückt das den Preis. Das muss ich auch ganz sachlich betrachten. Auch wenn ich weiß, dass ich besser arbeite als andere, hat der Kunde letztlich ja keine Sicherheit dafür. Und bei manchen würde ich sagen, ist das bezahltes Marketing. Ich habe Aufträge angenommen, wo ich wusste a.) die Referenz ist klasse, b.) ich finde den Job klasse und c.) ich will das unbedingt machen. Wenn ich mir darüber bewusst bin, dass das kein Preismodell ist, welches ich jetzt bei allen anderen auch so durchziehe, sondern ganz klar trenne, dann ist das okay. Deswegen habe ich den Begriff ‚bezahltes Marketing’ eingesetzt, weil ich mich bekannt mache und bezahlt werde. Bei normalen Marketing gebe ich nur Geld aus. Man kann halt nicht nur ausschließlich bezahltes Marketing betreiben. Das heißt, ich muss von Anfang an schauen bei wem und wann. Und wenn die Kundenbeziehung aufgebaut ist, kann ich nach und nach die Preise anheben. Das ist was, das viele unternehmerisch Stück für Stück lernen: Für ihren Preis einzustehen und diesen auch zu verkaufen. Und dazu gibt es Bücher und bestimmte Techniken, die man sich aneignen kann und es gibt das erste Standing, das man vorm Spiegel und mit dem ersten Kunden übt.

Das heißt Einsteiger und insbesondere Freiberufler sollten das Verhandeln lernen. Gibt es sonst noch was? Was könnte ich mir als Einsteiger in die Medien- und Kommunikationswelt noch aneignen, das den Einstieg erleichtert?

Prinzipiell ist es immer gut, wenn man proaktiv Dinge anbietet und erkennt. Glück ist natürlich auch immer ein Faktor, der häufig bei Erfolgsstories nicht erwähnt wird. Wobei ich sagen würde, wenn man lange genug an einer Sache dran bleibt und lernt, dann öffnen sich die Türen nach und nach. Es hängt allerdings manchmal damit zusammen, wie lange man durchhalten kann. Und wenn man im freiberuflichen Bereich tätig ist, dann hat man ja den Vorteil, dass man keine großen Investitionen tätigen muss. Mit einem Rechner ist man da schon gut mit dabei.
Man sollte seine Zahlen im Blick haben und eine klare Vorstellung davon, wen man mit was glücklich machen möchte – das hilft einem sich zu fokussieren. Und dann probieren, Fehler machen, weiter probieren. Dran bleiben! Die Leute trauen sich manchmal Dinge nicht und sagen ‚ja, das ist ja aber nur meine Leidenschaft’. Aber diese Leidenschaft werden die Kunden spüren. Es gibt viele, die das gleiche anbieten. Aber wenn die ihre Leidenschaft für das Thema spüren, dann ist das ein Vorteil.

Von Hanna Schlieder