Learning by Doing statt Theorien pauken - Praxiskiste
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Learning by Doing statt Theorien pauken

Bachelor in der Tasche – und dann? Diese Frage stellen sich viele Studierende, insbesondere die der Geisteswissenschaften. Viele fühlen sich nicht ausreichend auf das Berufsleben vorbereitet und machen aus Unsicherheit lieber noch einen Master – fast 75 % aller Bachelor-Absolvent*innen studieren laut BDA weiter. Dass es auch anders geht, zeigt Annika Hahn. Sie hat sich für einen praktischen Einstieg entschieden und arbeitet mittlerweile seit einem Jahr als Trainee bei follow red, ehemals Roth und Lorenz, einer Agentur für Branding Experiences in Stuttgart. Praxiskiste hat sie getroffen und Einblicke in ihre Arbeit sowie Tipps für Studierende bekommen.

 

Annika Hahn hat 2016 ihren Bachelor in Medienwissenschaft an der Universität Tübingen absolviert. Noch während des Studiums hat sie ein erstes Praktikum in der Agentur follow red gemacht und war direkt begeistert. Anders als viele ihrer Mitabsolvent*innen hat sie sich für den Direkteinstieg in die Berufswelt entschieden und eine Traineestelle in der Agentur angenommen.

Annika Hahn, Quelle: follow red

»Als ich nach dem Praktikum gegangen bin hat man mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte als Trainee zurück zu kommen. Ich habe mir das lange durch den Kopf gehen lassen, aber wenn man so ein Angebot hat, 1,5 Jahre als Trainee Berufserfahrung zu sammeln, wäre es meiner Meinung nach dumm das auszuschlagen. Ich habe Freundinnen, die ein Jahr nach einem Job gesucht haben nach ihrem Bachelorabschluss und das wollte ich nicht. Die Chance, dass man den Master danach machen kann ist schließlich genauso groß.«

Und sie hat es nicht bereut. Als Trainee übernimmt sie in der Agentur verschiedenste Aufgaben und kann Einblicke in unterschiedliche Arbeitsbereiche sammeln. Momentan arbeitet sie im Projektmanagement an einer Kampagne für Ragusa, eine Schokoladenmarke der Schweizer Firma Camille Bloch. Bei der anstehenden Tour durch Lebensmittelgeschäfte ist sie für die Organisation der Promoter sowie das Routing der Tour zuständig. Für einen anderen Kunden, die Marke Schwarzwaldmilch, hilft sie bei der Organisation und Durchführung einer Aktion zur Saisoneröffnung des SC Freiburgs. Dazu gehört die Planung und Durchführung eines Gewinnspiels sowie der Ablaufpläne und das Schreiben von Briefings. Zudem fällt die interne Kommunikation mit der Operations-Abteilung der Agentur in ihren Aufgabenbereich, sowie bei kleineren Projekten auch die Erstellung von Kostenvoranschlägen.

»Als Trainee werde ich hier wirklich an alle Aufgaben, von Kunden- und Lieferantenkorrespondenz bis zu Kostenvoranschlägen, Organisation von Promotern etc. herangeführt. Aber mit der Sicherheit, dass immer irgendjemand nochmal drüber schaut und mich im Zweifel an die Hand nimmt. Das ist auch gut so, denn nur dann kann man auch wirklich lernen.«

Innerhalb des Teams gefällt Hahn die familiäre Atmosphäre und Art der Zusammenarbeit. Aber vor allem die vielseitigen Aufgabenbereiche und spannenden Projekte reizen sie an der Agenturarbeit.

»Wir merken das ja, die richtig spannenden, kreativen Projekte, machen die großen Unternehmen nicht intern, sondern geben sie an Agenturen ab. Außerdem ist das Arbeiten hier sehr flexibel. Als Trainee hat man bei follow red auch die Möglichkeit mehrere Monate in einer anderen Abteilung mitzuarbeiten. Wenn beispielsweise das Booking Unterstützung braucht, geht jemand hin und hilft, auch wenn er das bisher noch nicht gemacht hat – dann lernt er es eben da.«

Als Trainee schätzt Annika Hahn vor allem die familiäre Atmosphäre bei der Arbeit. Momentan ist sie im Projektmanagement tätig.

 

 

 

 

 

 

Hahns bisher lehrreichstes Projekt war eine Promotion eines Elektronik-Herstellers in einem Freizeitpark. Da eine Mitarbeiterin krank wurde, hatte sie besonders viel Eigenverantwortung. »Ich wurde sozusagen ins kalte Wasser geworfen und musste erstmal schwimmen lernen. Aber gerade dadurch habe ich sehr viel gelernt«, sagt Hahn über dieses Projekt.  Die Dinge, die sie in ihrem Studium gelernt hat, helfen ihr bei ihrer Arbeit als Trainee aber nur bedingt:

»Meine Studienzeit in Tübingen habe ich zwar sehr genossen, aber ich muss tatsächlich sagen, dass ich bis heute nicht so viel aus dem Studium hier einsetzen konnte, wie ich gehofft hatte. Natürlich lernt man einige Grundbegriffe und entwickelt ein grundlegendes Verständnis für den Bereich. Aber hier in der Agentur war es wirklich eher Learning by Doing und wahrscheinlich auch ein gewisses Talent.«

Doch umsonst war das Studium ihrer Meinung nach nicht:

»Das Studium im Allgemeinen hilft einem auf jeden Fall dabei Lebenserfahrung zu sammeln, so doof das klingt. Gerade heute, wenn die Schüler mit 17 ihr Abitur machen, ist es auf jeden Fall wichtig vor dem Berufsleben ‚erwachsen zu werden‘. Wenn ich mich daran erinnere, wie ich mit 17 war, da wäre ich bei der Arbeit hier mit Sicherheit manchmal untergegangen.»

Neben dem Erwachsenwerden ist während des Studiums aber vor allem Praxiserfahrung wichtig. Aus eigener Erfahrung weiß sie, worauf die meisten Agenturen Wert legen.

»Oft sind die Noten wirklich erstmal zweitrangig. In der Agentur wird hauptsächlich darauf geschaut, was die Bewerber schon gemacht haben und was sie für Kenntnisse und Erfahrungen mitbringen. Also mein Rat: so viel Praxis sammeln wie möglich! Und nicht verzweifeln, wenn man die ganzen Theorien im Studium nicht behalten kann oder keine Zitate von Professoren auswendig gelernt hat – man braucht es nicht! «

Wer sich also nach dem Bachelorabschluss immer noch unsicher ist, wie es weitergehen soll, sollte den Schritt in die Praxis nicht scheuen. In der Medien- und Kommunikationsbranche ist Praxiserfahrung der Schlüssel zum Erfolg! Und all jenen, die es doch wieder an die Hochschule zieht, steht auch danach der Weg des weiterführenden Studiums offen. Wie man so schön sagt: (Fast) alle Wege führen nach Rom – man muss sie nur gehen.