Interview mit Alexander Frank – Teil 3: Das Lektorat - Der Mythos vom bezahlten Lesen - Praxiskiste
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Interview mit Alexander Frank – Teil 3: Das Lektorat – Der Mythos vom bezahlten Lesen

Alexander Frank – Inhaber von mehreren Agenturen im Bereich Werbung und Kommunikation mit jeweils unterschiedlicher Zielgruppenfokussierung, sowie geschäftsführender Gesellschafter im LEGAT-Verlag. Im Praxiskiste-Interview hat er Erfahrungen mit uns geteilt und Tipps mit auf den Weg gegeben, wie man in der Verlags- und Kreativwirtschaft Fuß fassen kann.
Im dritten und letzten Teil unserer kleinen Reihe haben wir ihn zu einem Berufsbild befragt, das er selbst wiederholt angesprochen hat – das Lektorat.
Für viele ist der Beruf zwar namentlich bekannt, die genaue Tätigkeit ist aber ein Rätsel. Die Berufsbezeichnung selbst kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ‚Leser‘ – aber ist das denn schon alles, was hinter der Arbeit eines Lektors steckt? Alexander Frank bringt Licht ins Dunkle…

 

Praxiskiste: Sie haben im Verlauf unseres Gesprächs bereits das Lektorat angesprochen. Das ist für viele Leser vielleicht eine interessante Richtung, in die sie gehen möchten. Aber was genau macht man denn als Lektor? Liest man wirklich den ganzen Tag nur Bücher Korrektur?

Alexander Frank: Es hängt so ein bisschen davon ab, wo sie es machen. Wenn Sie Lektorat in einem Verlag machen – es gibt ja auch Werbelektorat – also nur das Buchlektorat, da gibt es das eng gefasste Lektorat, das heißt Sie lesen den Text inhaltlich mit durch, vielleicht auch noch stilistisch, vielleicht dann auch noch Korrektorat, aber das hängt davon ab, ob das Ihnen liegt. Lektorat ist erstmal davon getrennt. Es geht mehr um das inhaltliche, den Aufbau und die Aussagen dazu. Dann die Abstimmung mit dem Autor, ihm vermitteln, was er besser machen könnte und dann das Verständnis, was für Bücher der  Verlag braucht. Passt das Buch zu mir? Im Rahmen der Bewertung ist das eine Aufgabe, die man dann mit hat. Wobei das bei den kleineren Verlagen der Inhaber mit macht. Bin ich Inhaber, habe aber nicht die Zeit alles zu lektorieren,  dann hole ich mir einen freiberuflichen Lektor, der sich das durchliest. Dann ist die Bewertung vorher schon entschieden worden. Dann mache ich nur noch das stilistische.
In größeren Verlagen ist das eine ganze Stelle, dann gehört aber auch dazu die Projektabstimmung –  wann kommen welche Marketingmaßnahmen? Also das zu koordinieren. Wie ist das preislich einzusortieren? Welche Auflagen, wie passt das in den Markt? Dann kommt mehr der Projekt- oder Produktmanager dazu, den sie draufhaben müssen.
Das Zitat, was mir da einfällt, das ist von einem berühmten Lektor, ich weiß nur gerade nicht, wie der heißt… „Am Anfang bin ich Lektor geworden, weil ich gerne lese. Und ich das Lesen zum Beruf machen wollte. Nach einer gewissen Zeit habe ich festgestellt, meine Aufgabe als Lektor ist nicht, gerne zu lesen, sondern dafür zu sorgen, dass die Leser gerne weiter lesen. Und die Freude am Lesen nicht verlieren. Und dann habe ich die Freude an der Gestaltung und Produktion mitentwickelt, weil ich da auch Aufgaben in dem Bereich hatte.“
Je größer der Verlag ist, desto mehr kriegen sie dann auch Fragen gestellt in die Richtung: Was glauben Sie, verkauft sich dieses Buch? Und daran können sie gemessen werden. In einem kleinen Verlag braucht man da keine Angst haben, dass einem was aufgebürdet wird. Aber in einem größeren Verlag werden die sich ihre Lektoren anschauen und wenn die Bewertung mitmachen und in der Auswahl mit dabei sind, dann schaue ich mir natürlich mit an, ich hab drei Leute, die Bücher auswählen, gibt es da einen Erfolgsquotenunterschied? Werden manche Bücher von dem Lektor XY weniger gut verkauft? Und dann geht es darum, woran liegt das? Und das mache ich im kleineren Verlag nicht.

 

Für uns stellt sich da am Ende natürlich noch die Frage: Wie kommt man da hin?
Aus einer Studie des Lehrstuhls für Journalistik der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft geht hervor, dass tatsächlich, wie Alexander Frank auch schon über das Verlagswesen allgemein bestätigt hat, über die Hälfte als Quereinsteiger zum Beruf des Lektors kommen. Dabei dienen häufig Praktika, Hospitanzen oder Verlagsvolontariate als Einstieg.

Von Jessica Sautter

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